Literaturabend “Atemschaukel” am 26. März 2021

Online-Führung durch das Levi-Strauss-Museum am 28. Februar 2021
23. Juli 2021
Vortrag und Diskussionsabend „Gang nach Karlsruhe“ am 16. Juli 2021
17. Oktober 2021
Online-Führung durch das Levi-Strauss-Museum am 28. Februar 2021
23. Juli 2021
Vortrag und Diskussionsabend „Gang nach Karlsruhe“ am 16. Juli 2021
17. Oktober 2021

Am 26.3. ging unsere neue Veranstaltung, der Literaturabend, in die zweite Runde. Diesmal haben wir das Buch „Atemschaukel“ von Herta Müller gelesen. Vielen Dank an Hilda Löscher, die uns durch diesen wunderbaren Abend geleitet hat.
Mit der Lektüre dieses Werkes erfuhren wir die Geschichte des fiktiven Rumäniendeutschen Leopold Auberg in einem sowjetischen Lager. Ohne zu psychologisieren, lasen wir einen Bericht über Zwangsarbeit, aber auch über Anpassung in den Lageralltag und erlebten die Veränderung nicht nur unseres Protagonisten, sondern auch zahlreicher Nebencharaktere. Auch nach der Auflösung des Lagers, zurück in der Heimat, ließ Leopold Auberg das Erlebte nicht los. Vor allem der Erzählstil, der auf der einen Seite nüchtern, auf der anderen Seite aber auch durch seine Poetik das Erleben des Protagonisten verdeutlichte, beeindruckte.
Umso interessanter wurde das Buch durch die Tatsache, dass Herta Müller während des Verfassens eng mit dem tatsächlichen Zwangsarbeiter Oskar Pastior zusammenarbeitete. So konnten wir nicht nur ein literarisch äußerst ansprechendes Werk lesen, sondern uns aufgrund der historischen Exaktheit des Buches mit der Verschleppung der Rumäniendeutschen, einem relativen unbekannten Kapitel der stalinistischen Terrorherrschaft, beschäftigen. Zwischen Januar 1945 und Dezember 1949 wurden 70 000 – 80 000 Angehörige der deutschen Minderheit in Rumänen in Lager in der Ukraine und im Kaukasus zu sogenannten Kriegsschadeneinsatzleistung verschleppt.
Nach einer kurzen und prägnanten Einführung in das Thema durch Hilda Löscher, hatten wir viel Raum in der Gruppe über das Gelesene auszutauschen und die verschiedenen Charaktere zu analysieren. Dabei nahm insbesondere das Motiv des Hungers, das im Buch durch den „Hungerengel“ personalisiert und in gewisser Weise auch externalisiert wird, einen großen Raum ein. Auch das sich durch das ganze Buch ziehende Motiv des Heimwehs bot uns Platz für Diskussionen und Interpretationen.
Auch in Zukunft möchten wir das Konzept des Onlineliteraturabends fortführen. Es lohnt sich also auch unter anderem deswegen, den Newsletter im Auge zu behalten.