Exkursion nach Schottland und England vom 7. bis zum 11. Juni 2019

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24. Februar 2019
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Vom 7. bis 11. Juni 2019 fand unsere Exkursion nach Schottland und England statt. Am Nachmittag des 7. Juni übernahmen wir vier Mietautos am Flughafen von Edinburgh und stürzten uns in den britischen Linksverkehr. Wir bezogen unsere Zimmer im Stadtzentrum und jene, die bis zum Abend schon angereist waren, genossen indisches Essen im Restaurant.

Das Programm für unsere schließlich 14 Personen zählende Gruppe begann am nächsten Morgen mit dem Besuch des Schottischen Parlaments. Wir wurden vom Head of International Relations, Fergus D. Cochrane, persönlich empfangen und nach einer kurzen Unterhaltung von ihm durch die öffentlichen und nicht-öffentlichen Bereiche des Parlamentsgebäudes geführt. Neben vielen architektonischen und künstlerischen Besonderheiten des Gebäudekomplexes lag ein Fokus der Besichtigung auf der Arbeitsweise und dem Status des Parlaments. Welche Entscheidungen in Edinburgh und welche in London getroffen werden und welche Veränderungen im Laufe der Zeit erfolgten, war genauso Gegenstand der Erläuterungen wie das lokale Wahlrecht. Wir erfuhren auch, dass ein kooperativ ausgelegter Plenarsaal nach europäischem Vorbild ganz bewusst im Gegensatz zum konfrontativen Layout des House of Commons in London gewählt wurde, um dem Nationalgedanken Schottlands und dem Gedanken eines offenen Parlaments Ausdruck zu verleihen. Die Offenheit des Parlaments zeigt sich übrigens auch dadurch, dass weite Teile des Gebäudes für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Vor dem Rednerpult im Plenarsaal entstand unser Gruppenfoto auf Twitter. Unserer Führung schloss sich eine etwa einstündige Diskussion über politische Themen an, welche – wenig verwunderlich – überwiegend Fragen zur schottischen Position zum Thema Brexit zum Inhalt hatte.

Plenarsaal des Schottischen Parlaments

Bei “landestypischem Wetter” erreichten wir unsere nächste Station, das Schottische Nationalmuseum. Dort hatten wir eine thematische Führung mit dem Titel We, the people. Auch sie hatte die Nationalidentität Schottlands zum Inhalt, jedoch aus einer historischen Perspektive. So erfuhren wir z.B., wie das Patronat St. Andrews sich bildete und welche Rolle Kirchen im Streben Schottlands nach Unabhängigkeit spielten. Daneben zog sich der politische Konflikt mit England wie ein roter Faden durch die Führung. Ein in der Ausstellung gezeigtes Dokument belegt z.B., dass schon im 14. Jahrhundert dem schottischen König von “seinem” Volk mit Verbannung gedroht wurde, sollte er sich und das Land dem englischen König unterwerfen. Anhand zahlreicher Exponate und Erläuterung wurden uns sowohl die in diversen Facetten höchst unterschiedlichen Denkansätze zwischen Schotten und Engländern als auch die bis in die Gegenwart bestehenden Unterschiede (etwa hinsichtlich Bevölkerungsdichte oder Wohlstandsverteilung) verdeutlicht. Natürlich durfte auch ein wenig Nationalstolz nicht fehlen, etwa, indem darauf verwiesen wurde, dass die Bank of England ja von einem Schotten (mit-)gegründet worden sei oder dass der Brexit ja eine englische Idee sei. Vom Dach des Museums aus hatten wir anschließend einen tollen Blick auf die Burg und einen Teil der Stadt, bevor noch ausreichend Zeit für eigene Erkundungen im Museum zur Verfügung stand.

Wir auf dem Dach des Museums; im Hintergrund Edinburgh Castle und ein Teil der Stadt

Als dritter und letzter Programmpunkt des Tages erwartete uns ein geführter Spaziergang durch die Stadt. Hierbei standen alle fußläufig zu erreichenden und vermutlich in so ungefähr jedem Reiseführer zu findenden Sehenswürdigkeiten der Stadt auf dem Programm. Wir besuchten Calton Hill und erfuhren dort Interessantes über das Observatorium, das National Monument (bei dessen Betrachtung man unweigerlich nochmals auf die Karte schaut, ob man wirklich in Schottland ist…) und diverse weitere Bauwerke. Wir sahen traditionelle Gassen in der Altstadt und bekamen die moderne Architektur der Neustadt erklärt. Und wir wandelten auf den Spuren Harry Potters, indem wir reale Orte besuchten, die als Vorbilder für verschiedene fiktive Orte in der Handlung dienten, wie etwa den Friedhof, auf dem dem Bericht unseres Stadtführers zufolge Joanne K. Rowling von Grabsteinen einer Familie Potter inspiriert den Namen ihrer Figur erfand. An diesem Ort (den wir passenderweise von der früheren Richtstätte aus erreichten) fanden sich auch noch zwei makabre Grabstätten: Eine für einen Polizeihund, dessen Herrchen vorverstarb. Dieses durfte allerdings nicht auf dem Friedhofsareal sein. Wie gut, dass es auf dem Friedhof einen Pub (!) gibt, auf dessen Gelände nun im wahrsten Sinne des Wortes “der Hund begraben” ist. Zweitens findet man vergitterte “Leihgräber”, die dazu dienten, dass die sterblichen Überreste so lange vor übereifrigen Medizinstudenten sicher waren bis sie für medizinische Übungen nicht mehr zu gebrauchen waren. Natürlich kamen nur entsprechend Begüterte in den Genuss dieser Sonderbehandlung. Alle andern mussten leider doch damit rechnen, auf einem Sektionstisch zu landen…

Die Gruppe auf dem Calton Hill (zumindest jene, die gut genug zu Fuß waren)

Nicht Athen, sondern Edinburgh

Ruhe in Frieden vor den Medizinstudenten…

Und dann war da noch dies…

Sicherlich war es doch vollkommen zufällig, wie der knuffige Hund positioniert ist! 🙂

Selbstverständlich ausschließlich aus politischem Interesse spielten wir am Samstagabend die Abstimmungen des House of Commons über den (bisherigen?!?) Brexit-Deal nach. Eigentlich wollten wir wie am Vorabend gemeinsam zu Abend essen. Doch konnten wir uns wiederholt nur darauf einigen, was wir nicht wollten, aber nicht, was wir wollten. So kam es, dass wir den Abend getrennt verbrachten, einige in der Küche von unserem Quartier, andere im Pub oder anderswo.

Am Sonntagvormittag verabschiedeten wir uns einstweilen aus Edinburgh und fuhren mit unseren Mietautos an der Ostküste entlang gen Süden. Kurz hinter der schottisch-englischen Grenze steuerten wir die Gezeiteninsel Lindisfarne an. Dank Ebbe war die einzige Zufahrtsstraße zur Insel durch das Watt befahrbar und wir konnten die Zeit bis zum nächsten Programmpunkt mit einem Dünen- und Wattspaziergang überbrücken.

So erging es uns natürlich nicht!

Weiter ging es nach Durham, rund 25 Kilometer südlich von Newcastle upon Tyne. Dort besichtigten wir die Kathedrale von Durham. Neben ihrer kirchengeschichtlichen Bedeutung hat auch sie einen Bezug zu Harry Potter, denn an diesem Ort wurden Teile der Aufnahmen von Hogwarts gedreht. Leider gerieten wir ein wenig in Zeitnot, sodass unsere Besichtigung eher recht schnell erfolgte.

Denn wir hatten noch einen dritten Termin für den Tag ausgemacht, nämlich das römische Fort Birdoswald am Hadrianswall. Nun erlebten wir die englische Sichtweise auf die Schotten, denn der Hadrianswall wurde ja als Grenzbefestigung des Römischen Reichs errichtet und so verwundert es nicht, dass auf englischem Gebiet auch heute noch ein gewisser Vorbehalt den nördlichen Nachbarn gegenüber vorherrscht. Unsere Fremdenführerin erklärte uns neben der allgemeinen Geschichte der Befestigung speziell die Erkenntnisse, die aus der Ausgrabung des Forts gezogen werden konnten, seinen Aufbau, seine Größe und Funktion sowie die Geschichte der Ausgrabungen an diesem Ort. Überraschend war, dass aus konservatorischen Gründen bei zahlreichen vergleichbaren Anlagen in der Gegend stets nur – jeweils unterschiedliche – Teile freigelegt wurden, sodass sich bei minimalem Eingriff trotzdem ein weitestgehend vollständiges Bild derartiger Forts ergab. Im Anschluss an die Besichtigung wanderten die meisten von uns noch ein kurzes Stück am Wall entlang.

Die ganze Gruppe auf dem heute noch sichtbaren Rest des Hadrianswalls

Ein Stück der Reste des Hadrianswalls (rechts) mit vorgelagertem Graben (Bildmitte, “feindwärts”)

Abends erreichten wir unser zweites Quartier in Carlisle und nahmen dort gemeinsam ein typisch englisches Abendessen zu uns. Am nächsten Morgen fuhren wir in die Nähe von Dumfries, wieder auf schottischem Territorium. Wir besichtigten dort den Garden of Cosmic Speculation, einen privaten Landschaftspark. Das weitläufige Areal wurde von seinen Eigentümern mit Elementen versehen, die sich auf künstlerische Art und Weise mit verschiedenen Sachverhalten im Kosmos auseinandersetzen. Besonderen Dank sprechen wir dem Chefgärtner für seine für uns überraschende, rund zweistündige Führung über das Anwesen aus, durch die wir aus erster Hand die Bedeutung der verschiedenen Elemente erfahren konnten! So lernten wir, dass z.B. ein in Form von Treppen gestalteter Wasserfall für die Entwicklung des Universums steht. Jede Treppe ist mit zeitgeschichtlichen Motiven versehen, die von der anthropogen beeinflussten Moderne ganz oben bis zum Urknall am Fuß der Installation reichen. Weitere Objekte beschäftigen sich mit Symmetrien in der Welt und unserem Handeln sowie astrophysikalischen Sachverhalten wie der starken Krümmung der Raumzeit in der Nähe von schwarzen Löchern. Weitere Bereiche widmen sich der Entstehung und der Entwicklung von Leben auf unserem Heimatplaneten oder beschäftigen sich mit Elementarteilchen (bis hin zum erst vor wenigen Jahren experimentell nachgewiesenen Higgs-Bosons).

Am Nachmittag besichtigte der daran interessierte Teil der Gruppe spontan die Annandale Distillery. Neben einer Führung durch das Gelände, bei der die Besonderheiten der Whiskyherstellung erklärt wurden, beinhaltete der Besuch auch ein “praktisches Element” in Form einer Whiskyverkostung.

Später am Tag fanden sich ein paar Leute zusammen, die sich für Natur interessierten und fuhren in den Nationalpark Lake District. Wir machten dort eine Wanderung auf ein Hochplateau, von dem aus wir eine grandiose Aussicht genießen konnten. Wieder im Tal gingen wir essen, anschließend ging es mit den Autos zurück ins Quartier in Carlisle.

Der Aufstieg war nicht ganz leicht …

… doch kamen wir alle sicher oben an …

… und wurden mit einem Ausblick wie diesem für die Anstrengung belohnt.

Am Dienstag war auch schon das Ende unserer Exkursion gekommen. Wir fuhren mit den Autos zurück nach Edinburgh. Unterwegs schauten Teile der Gruppe noch in Gretna Green (“Hochzeitsdorf”) und in Lockerbie (Ort des Flugzeugattentats vom 21. Dezember 1988) vorbei. Die meisten von uns trafen sich in Edinburgh nochmals, um Arthur’s Seat, den Hausberg Edinburghs, zu “erklimmen” (10 Minuten Spaziergang… 😉 ). Von dort bot sich noch einmal ein schöner Blick auf die Tage zuvor besuchten Orte, bevor wir uns verabschiedeten und unserer Wege gingen (einige blieben noch in Schottland, um dort Urlaub zu machen, viele flogen am gleichen Tag heim).

Parlamentsgebäude vom Arthur’s Seat