Ausführlicher Bericht über die Fahrt nach Jülich und Weisweiler vom 20. bis 23. März 2016

Fahrt nach Jülich und Weisweiler vom 20. bis 23. März 2016
6. April 2016
Geschützt: Weitere Bilder und Videos von der Fahrt nach Jülich und Weisweiler
6. April 2016
Fahrt nach Jülich und Weisweiler vom 20. bis 23. März 2016
6. April 2016
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6. April 2016

Ganz unter dem Motto “Energie” stand unsere Fahrt ins rheinische Braunkohlerevier vom 20. bis 23. März 2016. Nach unserer Anreise am 20. März stand am nächsten Morgen zunächst der Braunkohletagebau Inden auf dem Programm. Vom Aussichtshügel bei Schophoven (N 50°52’14” E 6°24’4″) aus konnten wir einen ersten Blick in das durch den Kohleabbau gerissene Loch gewinnen. Mehr als 200 Meter tief haben sich hier die Kohlebagger in den Boden gegraben, um die Kohleflöze zu erreichen. Anhand diverser Informationstafeln wurde das Voranschreiten des Tagebaus deutlich. Etwas befremdlich fanden wir, dass der Betreiber RWE auf den Tafeln u.a. den großen ökologischen Wert der rekultivierten Landschaft herauszustellen versucht. Negative Konsequenzen des Kohleabbaus auf Umwelt und Bevölkerung (z.B. Veränderung des Grundwasserspiegels, Umsiedlung mehrerer Dörfer, die dem Tagebau weichen mussten) wurden jedoch nur beiläufig erwähnt. Weiter ging es zum Aussichtsturm Indemann (N 50°51’01” E 6°22’02”). Die Schwindelfreien unter uns konnten von der gut 35 Meter hohen Konstruktion aus Stahlträgern und Stahlgittern einen Rundblick auf das derzeitige Tagebauareal, die künftige Abbaufläche (rechts vom Tagebau) und die bereits rekultivierten Gebiete (links vom Tagebau) gewinnen.

Der Tagebau Inden...

Der Tagebau Inden…

... ein Umweltschutzprojekt?!?

… ein Umweltschutzprojekt?!?

Schaufelradbagger beim Abbau

Schaufelradbagger beim Abbau

Der Indemann

Der Indemann

Nach einem Mittagessen in einer Pizzeria in Düren besichtigten wir am Nachmittag das Kohlekraftwerk Weisweiler (ca. N 50°50′ E 6°19′). Hierhin wird die im Tagebau Inden gewonnene Kohle gebracht und verstromt. Im Besucherzentrum wurde uns zunächst in einem ca. 30-minütigen Vortrag eine Einführung in die Funktionsweise eines Kohlekraftwerks und die Geschichte des Kohlekraftwerks in Weisweiler dargestellt. Nach dem Anlegen der obligatorischen Schutzausrüstung bestehend aus Helm, Schutzbrille und Schuhen mit Stahlkappen wurden wir über das Werksgelände geführt. Im Kohlenbunker lagert die per Förderband aus dem Tagebau auf das Werksgelände transportierte Braunkohle. Dort konnten wir frisch abgebaute Kohle aus der Nähe betrachten. Unser Guide erklärte uns, wie die nicht verwertbaren Beimischungen (z.B. feuchtes Holz) von der Kohle getrennt werden. Vorbei ging es an Kühltürmen ins Innere des Kraftwerksgebäudes. Wir konnten Kohlemühlen in Aktion sehen, die die Rohkohle mahlen und schließlich zu Staub zerkleinern, der dann für die Stromerzeugung verwendet wird. Man sah dem Kraftwerk hier an, dass es nicht mehr zu den jüngsten gehört (Bau ca. 1955 bis 1975), es war dunkel, hier und da tropfte Wasser von der Decke und man fühlte sich einige Jahrzehnte in der Zeit zurückversetzt. Anschließend ging es ins Generatorhaus und in die Leitwarte, die beide kontinuierlich modernisiert wurden und daher wesentlich moderner wirkten. Unser Guide erzählte uns neben technischen Details zum Kraftwerk noch interessante Episoden wie z.B. jene, dass sich auf dem Gelände auch die Müllverbrennungsanlage von Aachen befindet oder dass in der Generatorhalle auch eine historische Wasserturbine ausgestellt wird, die wir zum Abschluss der Führung dann auch anschauen konnten.

Braunkohle im Kohlenbunker

Braunkohle im Kohlenbunker

Unser Guide und wir mit Schutzausrüstung während der Führung durch das Kraftwerk

Unser Guide und wir mit Schutzausrüstung während der Führung durch das Kraftwerk

 

Historische Wasserturbine (Francis-Turbine des Wasserkraftwerks Heimbach, in Betrieb von 1905 bis 1974)

Historische Wasserturbine (Francis-Turbine des Wasserkraftwerks Heimbach, in Betrieb von 1905 bis 1974)

Im Anschluss fuhren wir zu einem kurzen Stadtspaziergang nach Maastricht (NL). Woran man merkt, dass man in Holland ist? Nun, der Kauf von Drogen auf der Straße ist verboten. Wie gesagt: Auf der Straße! Wir entschieden uns dann aber doch lieber für den Straßenverkauf von Lütticher Waffeln… 🙂 Unseren “Stilbruch”, in Holland belgische Waffeln zu essen, glichen wir dann dadurch aus, dass wir gleich anschließend nach Lüttich (B) fuhren und dort zum Abendessen belgische Fritten zu uns nahmen. Auf dem Heimweg zu unserer Unterkunft machten wir noch einen Abstecher zum Dreiländereck D-NL-B. Dort, auf 327,5 Meter Seehöhe, stießen wir auch auf den höchsten Punkt der Niederlande. Wir waren also sozusagen im “Gebirge”.

"Der Kauf von Drogen auf der Straße ist verboten."

“Der Kauf von Drogen auf der Straße ist verboten.”

Wir vor dem Denkmal von Johannes Petrus Minckelers (Erfinder der Gaslampe) in Maastricht

Wir vor dem Denkmal von Johannes Petrus Minckelers (Erfinder der Gaslampe) in Maastricht

Der höchste Punkt der Niederlande

Der höchste Punkt der Niederlande

Der 22. März stand ganz im Zeichen des Forschungszentrums Jülich (ca. N 50°54′ E 6°24′). Zunächst wurde uns in einem kurzen Vortrag die Geschichte des Forschungszentrums von den Anfängen als Atomforschungsanlage bis zum heutigen Zustand dargestellt. Anschließend ging es mit dem vom Forschungszentrum gestellten Bus zum Institut für Pflanzenwissenschaften. Hier wird u.a. Grundlagenforschung zu biologischen Prozessen in Pflanzen betrieben, die langfristig einer globalen Steigerung der Nahrungsmittelproduktion dienen sollen. Wir hatten leider mit unserem Besuch im Gewächshaus etwas Pech. Genau während unseres Aufenthalts startete das automatische Beregnungsprogramm für die Pflanzen. Da die Beregnung von der Decke aus erfolgte,  wurden nicht nur die Pflanzen bewässert, sondern auch wir. Es schloss sich eine Rundfahrt über das Gelände des Forschungszentrums an. Wir konnten die teilweise schon rückgebauten und teilweise noch im Rückbau befindlichen Kernreaktoren sehen. Unser Guide erklärte uns auch, dass in einem Eck des Geländes noch ein paar Castor-Behälter mit Atommüll lagern, die dort eigentlich gar nicht mehr sein sollten, da es dafür keine Genehmigung (mehr) gibt. Nicht gerade beruhigend… 😕 Weiter ging es zu den Supercomputern. In einer Halle sah man ca. 50 Serverschränke, das war’s auch schon. Viel spannender waren die Erläuterungen des Guides zur Technik der Hochleistungsrechner und zum Design paralleler Rechnerstrukturen. Nach dem Mittagessen im Seecasino des Forschungszentrums wurden wir mit Personendosimetern ausgerüstet. Derart ausgestattet, durften wir den radioaktiven Kontrollbereich des Instituts für Kernphysiks (IKP) betreten. Unser Vereinsmitglied Dr. Florian Hauenstein führte uns durch “sein” IKP. Insbesondere konnten wir bis unmittelbar an den Speicherring des Teilchenbeschleunigers COSY gelangen. Florian zeigte uns auch die Räumlichkeiten und Geräte zur Strahlerzeugung und -vernichtung sowie diverse Experimente. Auch ein Blick in die Leitwarte war möglich.

Vielen Dank, Florian, für Deine Organisation unserer Fahrt vor Ort und Deine Führung durch das IKP!

Modell des Teilchenbeschleunigers COSY

Modell des Teilchenbeschleunigers COSY

Wir in der Halle mit dem COSY-Experiment

Wir in der Halle mit dem COSY-Experiment

Zu Haus Overbach, unserer Unterkunft, gehören neben den Gästezimmern auch ein Gymnasium, Tagungsräume und ein sakraler Bereich. Zufällig ergab sich durch ein Gespräch mit einem Mitarbeiter von Haus Overbach, dass auch ein “Science College” genannter außerschulischer Lernort zum Areal gehört. Kurzfristig wurde für uns eine Führung durch das Science College organisiert. Neben Erläuterungen zu den Hörsälen und einer kleinen Sternwarte auf dem Dach des Gebäudes wurde uns auch die innovative Bauweise unter Einsatz von Deckenfenstern und Heliostaten erklärt.

Gegen Abend haben wir uns auf eigene Faust zu einem Rundgang durch Jülich aufgemacht. Wir schauten uns die fast 500 Jahre alte Zitadelle Jülich, die älteste Zitadelle nördlich der Alpen, an. Dann gingen wir zum Hexenturm weiter, dem letzten verbliebenen Stadttor Jülichs.

Graben um die Zitadelle Jülich (Zitadelle links, Stadt rechts)

Graben um die Zitadelle Jülich (Zitadelle links, Stadt rechts)

Grundriss von Zitadelle (rechts oben) und Festung Jülich

Grundriss von Zitadelle (rechts oben) und Festung Jülich

Hexenturm

Hexenturm

Den Abend ließen wir in einem Irish Pub bei Cocktails und “All-you-can-eat-Chicken-Wings” ausklingen. Am 23. März machten wir uns zunächst auf den Weg nach Aachen, wo wir eine Stadtführung gebucht hatten. Der Treffpunkt hat uns aber im wahrsten Sinne des Wortes ziemlich gestunken… 😉 Er lag nämlich vor den Thermalquellen, deren Wasser schwefelwasserstoffhaltig ist. Während der gut einstündigen Führung lernten wir zahlreiche Fakten aus der Aachener Stadtgeschichte kennen. Im Anschluss besichtigten wir noch den Aachener Dom und kauften ein paar Aachener Printen als Souvenir.

Klenkes-Denkmal

Klenkes-Denkmal

Brunnen des Bahkauv, einer Sagengestalt, die im Abwasserkanal haust und nachts betrunkene Männer belästigt

Brunnen des Bahkauv, einer Sagengestalt, die im Abwasserkanal haust und nachts betrunkene Männer belästigt

Printen-Denkmal ("Oecher Prent")

Printen-Denkmal (“Oecher Prent”)

Rathaus

Rathaus

Hoher Dom zu Aachen

Hoher Dom zu Aachen

Leider musste sich die eine Hälfte unserer Gruppe unmittelbar danach auf den Heimweg machen. Der Rest aß noch in Aachen zu Mittag und fuhr dann weiter in die Eifel. Dort besichtigten wir die ehemalige NS-Ordensburg Vogelsang (ca. N 50°35′ E 6°27′), den zweitgrößten erhaltenen Gebäudekomplex aus der Zeit des Nationalsozialismus. Leider wurde ein Teil der Anlage gerade saniert und umgebaut und war daher nicht zugänglich. Anschließend ging es weiter zum Astropeiler Stockert (N 50°34’10” E 6°43’19”), einem heute zu Ausbildungszwecken eingesetzten Radioteleskop mit 25 Metern Spiegeldurchmesser. Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir noch das Radioteleskop Effelsberg (N 50°31’29” E 6°53’00”), das mit seinen 100 Metern Spiegeldurchmesser 29 Jahre lang das größte, frei bewegliche Radioteleskop der Welt war. Anschließend machte sich auch der zweite Teil unserer Gruppe auf den Heimweg.

Gebäude auf dem Gelände der NS-Ordensburg Vogelsang

Gebäude auf dem Gelände der NS-Ordensburg Vogelsang

Astropeiler Stockert aus der Ferne...

Astropeiler Stockert aus der Ferne…

... und aus der Nähe

… und aus der Nähe

Das 100-Meter-Radioteleskop bei Effelsberg

Das 100-Meter-Radioteleskop bei Effelsberg

Und dann war da noch dies:

Ohne Worte

Ohne Worte

A.L.